
Das Projekt wurde angeregt durch die Beobachtung, dass im privaten und beruflichen, im wirtschaftlichen wie akademischen Umfeld eine rasante Vermehrung der Textproduktion stattfindet, ohne dass dadurch ein signifikanter Zuwachs an relevanter Kommunikation festzustellen wäre.
Der Titel bezieht sich einerseits auf das populäre Verständnis des Begriffs "Diskurs" als "das worüber so geredet wird" zum anderen auf seine Verwendung im Postrukturalismus z.B. bei Michel Foucault.
Eine Verbindung kann auch gedacht werden zum Beuys'schen Bonmot "Jeder Mensch ist ein Künstler" und seiner beliebten Verkürzung zu "Alles ist Kunst" sowie - äquivalent dazu - die vereinfachende Auffassung von Derridas Textverständnis als "Alles ist Text".
Das Projekt bietet den NutzerInnen eine Eingabemaske, wie sie z.B. von Formularen auf Webseiten bekannt ist, zur Eingabe von Text an. Dieser wird anschließend aus dem alphanumerischen Schriftsystem in das Winkeralphabet transformiert und so wieder ausgegeben. Die Ausgabe erfolgt je nach Umgebung (Internet oder Ausstellungssituation) als Bild- oder Filmsequenz.
Das Winkeralphabet ist - mit gewissen Einschränkungen - zwar ein dem gängigen Alphabet analoges Zeichensystem (und kann von geübten Personen wohl auch gleichermaßen gut gelesen werden), ist aber weitaus weniger bekannt. Es besitzt dadurch, dass seine einzelnen Zeichen performativ durch einen Menschen dargestellt werden, eine besondere ikonografische Qualität: Der Begriff "Text-Körper" verweist hier in der Tat auch auf eine physische Beziehung zwischen Text und Körper.
Auch wenn der Text inhaltlich durch die Darstellung durch Flaggensignale nicht wesentlich verändert wird, wird seine Wahrnehmung einerseits erschwert (durch die Ungewohntheit des Zeichensystems) und andererseits gewissermaßen "physischer", da jedes Zeichen zusätzlich zu seiner Zeichenhaftigkeit eben auch als handelnde Person sichtbar ist.
Ein interessanter Aspekt ist, dass Wikipedia zufolge das Winkeralphabet heutzutage hauptsächlich in der militärischen Kommunikation verwendet wird, wohl weil es einerseits keine Spuren hinterlässt (jedes Zeichen existiert nur so lange, wie es dargestellt wird), und andererseits weitgehend abhörsicher ist, da es nur über unmittelbaren Sichtkontakt funktioniert.
Zum einen stellt diese militärische Verwendung gewissermaßen das diametrale Gegenkonzept zur "diskursmäßigen" Textproduktion dar, die es in der Regel sowohl auf weite Verbreitung als auch auf eine gewisse Nachhaltigkeit anlegt. Gleichzeitig weist es auf den unauflösbaren Zusammenhang zwischen Kommunikation und Herrschaft (bzw. Herrschaftstrukturen) hin - schließlich manifestiert sich Herrschaft gegenüber dem Individuum wie auch der Gesellschaft im Militärischen in besonders anschaulicher Weise.
Für die Umsetzung des Projekts werden zunächst die einzelnen Zeichen des Winkeralphabets durch eine Person dargestellt.
Diese trägt dabei einen weißen Schutzoverall, der einerseits natürlich klischeehaft an den Matrosenanzug erinnert, andererseits aber gerade wegen seiner Uniformartigkeit auch das Erkennungszeichen der danach benannten "Tute bianche" war, einer vor allem in den 90erjahren in Italien aktiven informellen Organisation der radikalen Linken.
Die Person steht auf einem Podest vor blauem Hintergrund. Als Winkerflaggen werden die für die Seekommunikation bestimmten rot-gelben Signalflaggen (Oscar-Flag) verwendet.
Mittels eins Ventilators wird während der Aufnahme Wind erzeugt, der für Bewegung in den Haaren, dem Flaggenstoff usw. sorgt.
Von jedem Zeichen wird eine kurze Videosequenz sowie ein Foto aufgenommen, die für die unterschiedlichen Module des Projekts verwendet werden.
Diese Module stellen Varianten des Gesamtsystems dar, die seine Verwendung in unterchiedlichen Kontexten und Situationen ermöglichen.
Grundsätzlich teilen sich alle Module in einen Eingabe- und einen Ausgabe-Bereich auf:
Im Eingabe-Bereich können die NutzerInnen einen beliebigen Text eingeben - die Textlänge ist abhängig vom jeweiligen Modul, ebenso wie die Art der Eingabe.
Im Ausgabe-Bereich erscheint dann die Winkeralphabet-Umsetzung des Textes, entweder als Filmsequenz oder aber als Bild.
Folgende drei Module sind geplant, die unabhängig voneinander, aber auch parallel genutzt bzw. gezeigt werden können.
Das Eingabe erfolgt mit einem HTML-Formular, in das ein beliebiger Text eingegeben werden kann.
Der eingegebene Text wird in ein Bildtableau aus den entsprechenden Winkeralphabet-Fotos umgesetzt, dass auch als JPG zum Download angeboten wird.
Über dessen weitere Verwendung entscheidet dann ausschließlich der / die NuzterIn.
Vorgaben hinsichtlich des Inhaltes oder des rechtlichen Status' des Textes werden bei diesem Modul nicht gemacht, lediglich die maximale Zeichenzahl ist technisch bedingt eingeschränkt.
Als Hintergrundgeräusch ist Meeresrauschen zu hören.
Die NutzerInnen werden darauf aufmerksam gemacht, dass lediglich
legale, copyright-freie und vor allem nicht-literarische Texte erwünscht sind.
Texte, die diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden bei Entdeckung aus der Datenbank entfernt.
Auch hier sind ausschließlich legale, copyright-freie und vor allem nicht-literarische Texte erwünscht.